Künstlerische Aussage ist nicht primär eine Frage der Rezeption, sondern subjektivem Lebensvollzug immanent. Also ist es entscheidend, wie der Künstler lebt. Sonst ist sein Werk nicht weniger Verirrung als die Zeit selbst. Denn jede Zeit ist im Irrtum: mal mehr, mal weniger. Das erkennt sich am sichersten daran, wenn eine Zeit behauptet, es endlich nicht mehr zu sein." (Antonio della Caraffa)
Willkommen auf den Internet-Seiten von
Ars Actu //
Verein zur Förderung der Künste!
Mit
Professionalität, künstlerischer Qualität und Aussage sich auch
gegen weit verbreitete Hoffnungslosigkeit und Orientierungslosigkeit zu behaupten,
das ist eines der Hauptziele von ARS ACTU. Und zu zeigen, daß es sehr
wohl zeitgemäßes Theater gibt, ja nach wie vor BRAUCHT, das sich
nicht in Erkennbarkeitsflucht und falsch verstandener Avantgarde verliert -
der Zuseher soll sich wiederfinden, mit dem Gebotenen etwas anfangen können.
So begann der Begrüßungstext, mit dem wir Sie bisher auf diesen
Seiten willkommen hießen. Vielleicht sollten wir aber in Erinnerung rufen
(
Newsletter 1-2006), was wir im
Frühjahr 2006 angekündigt haben: nach Jahren hektischen Getriebes
ist es Zeit geworden, sich in Erinnerung zu rufen, was wir eigentlich wollen.
Ganz sicher nicht wollen wir ein Frosch mehr im Teich sein, der halt auch quakt, im Rennen um den Preis des am lautesten quakenden Froschs. Dafür sind uns unsere Kräfte, dafür ist uns unsere Entwicklung als Theaterschaffende zu kostbar. Denn unsere Entwicklung, das ist unsere allererste Verantwortung, wenn wir uns in der Kunst bewegen. Das sollen und müssen Sie als "Publikum" erwarten können, warum sonst sollten Sie ins Theater gehen.
Nur wenn es sich mit dieser Entwicklung verträgt, verträgt künstlerisches Schaffen auch einen Verein - der als kommunikative Figur einer Eigengesetzlichkeit unterliegt. Theater zu produzieren ist etwas ganz anderes als Stücke zu schreiben, zu schauspielen, zu inszenieren, ... Die derzeitigen Bedingungen für Theaterschaffen in Wien sind in unseren Augen zu einer gedeihlichen künstlerischen Entwicklung in sehr vielem kontraproduktiv. Sie sind nicht dazu angetan, das zuzulassen, was wir mit dem Verein "eigentlich" angestrebt haben: kontinuierliche Arbeit, die ein Ausprobieren jener Wege zuläßt, die unserer Entwicklung gemäß angesagt sind. Weil man reflektorisch, wie es dem Wesen der Wahrheit angemessen ist, oft nur ausschließen kann. "Anathema sit" ist am Weg zur Wahrheit oft das einzig Sagbare.
Bei weitem nicht bei allem, wo derzeit Theater draufsteht, ist unserer Ansicht nach aber Theater drin, und viel zuviel von dem, was sich als "neuer Weg" in Szene setzt, ist nicht mehr als blindes Herumfuchteln, weil es an Reflexion und Kenntnis, aber auch Bescheidenheit fehlt. Zeitgemäßheit heißt viel zu oft somit nur, jene "zeitgemäßeren" Konventionen zu bedienen, die sich eben noch besser maskieren - es heißt somit: Teil des Irrtums, ja gerade der Paradeirrtümer der Gegenwart zu sein. Denn jede Zeit befindet sich im Irrtum, nur weiß sie es nicht, und glaubt das Gegenteil. Deshalb braucht es die Kunst, die in aller historischen Wellengischt das zeigt, was sich in Wirklichkeit bewegt. Deshalb braucht es jene, die den Verlockungen der zeitgemäßen Konventionen widerstehen, die auf den Judaslohn verzichten.
Für unsere Wege, von denen wir nur dort behaupten, daß sie neu sind, wo sie VERMUTLICH und rückfolgerungsweise in diese Zeit hinein neues Gewand tragen, denn das ist alles, was wir als Menschen leisten können, braucht es ganz reale Bedingungen, an deren Verbesserung wir vorerst zu arbeiten beschlossen haben. So etwas kann manchmal auch "zuwarten" heißen. Einfach weiterzuwursteln, nur damit wenigstens etwas getan wird, und nach außen möglichst NLP-gerecht aufzutreten, wonach sich schafft, was sich expressis (und sei es durch Selbstbetrug) behauptet, erscheint uns sinnlos und lächerlich. Dafür wollen wir zu viel, das uns heilig ist: eine "neue" (s.o.) Art der Zusammenarbeit mit den Schauspielern, die auf der Basis der conditio humana passiert, eine Dramaturgie, die das Zahnradgetriebe der Welt nachahmt, in aller Mimetik und in allem Geheimnis, wir wollen ...
Vorerst also haben diese Seiten den Charakter einer durchaus etwas sentimentalen Archivierung von Aktivitäten eines ersten Anlaufs, die Welt aus den Angeln zu heben. Wir sagen nicht: wir hören auf, oder: wir kommen nicht wieder! Mit neuen eigenen Produktionen, mit neuem figuralem Schwung. Aber wir sagen: Mal sehen, ob und wann die Zukunft einen solchen bringt. Die Wirklichkeit muß einem auch immer eine Hand entgegenstrecken, sagte einmal jemand in kluger Stunde.
Wien, 29. Oktober 2008
Ars Actu
Eberhard Wagner (Obm)
- Michaela Mahrhauser (Obm-Stv)
GRUNDSÄTZE
- WAS DEFINIERT DIE ARBEIT VON ARS ACTU INHALTLICH?
Was ist Theater? Welche Kriterien sind anzulegen? Welche Stellung haben die Einzelkünste? Was bedeutet Innovation?